Union Yacht Club Wörthersee

  • Union Yacht Club

    Wörthersee (UYCWoe)
  • Vereinssitz

    Kärnten, Wörthersee
  • Gründung

    14. Juni 1886
  • Website

    www.uycwoe.at

 

Die Geschichte des UYC Wörthersee

Unser Segelrevier, der Wörthersee, liegt im Zentrum des Klagenfurter Beckens, eingebettet zwischen Hügelketten, an seinem Südufer der heute durch eine Autostraße erschlossene Pyramidenkogel. Von fern her sieht man die Gebirgsmauer der Karawanken mit dem Mittagskogel als markanter Silhouette, im Westen den Dobratsch, und im Nordwesten liegt unser Wetterberg, die Gerlitzen. Diese reizvolle Umgebung, wozu noch die Halbinsel Maria Wörth mit ihren altehrwürdigen Kirchenbauten kommt, sowie die verkehrsgünstige Lage an der Kärntner Hauptverkehrslinie zwischen Klagenfurt und Villach machte den Wörthersee schon frühzeitig zu einem bevorzugten Fremdenverkehrsgebiet, und diese Beliebtheit hat bis in unsere Tage unvermindert angehalten.

Für den Segelsport besonders wesentlich sind die klimatischen Bedingungen, die für Kärnten im Sommer eine besonders große Zahl niederschlagsfreier sonniger Tage bringen. Bei Schönwetter kann man mit gleichmäßigen Winden rechnen; von diesen ist für uns besonders der nachmittags wehende Ostwind interessant. Unsichere Wetterlage bringt meist sehr frische Winde aus West und Südwest, die mehrere Tage andauern können, ohne dass es zu Niederschlägen kommt. Der „Jauk", der Südwest, kann starke Böen mit sich bringen, die im mittleren Seebecken unterhalb des Pyramidenkogels als Fallböen unvermutet von allen Seiten kommen können. Die Gliederung des Sees in mehrere Becken bringt es mit sich, dass nur selten starker Seegang aufkommt.

Wenn auch der Wörthersee als Segelrevier der leichten Winde bekannt ist, so hat sich doch trotz dieser angeblich so ungünstigen Segelverhältnisse schon früh eine begeisterte Seglergemeinde gebildet, die ihrem See dauernd die Treue hält und sich bis heute erfreulich erweitert und entwickelt hat.

Dies ist umso bemerkenswerter, als in unserem Club von jeher die Sommergäste die Zahl der in Kärnten ansässigen Mitglieder überwogen haben, doch ist uns allen Kärnten und der Wörthersee längst zur zweiten Heimat geworden. 1886, im Gründungsjahr des UYC, gründete eine Gruppe von Seglern unter dem Vorsitz von Robert Freiherr v. Walterskirchen den Zweigverein Wörthersee. Die wichtigste Aufgabe des Clubs war von Anfang an die Veranstaltung von Wettfahrten. In der ältesten Zeit wurden diese sogenannten Wochenregatten über die ganze Sommersaison von Juli bis September verteilt - Zeichen einer geruhsamen Zeit, in der ganze Familien mit Kind und Kegel auf Monate in die Sommerfrische übersiedelten.

Das Bootsmaterial dieser Zeit war sehr unterschiedlich; neben schweren Kuttern mit komplizierter Takelage mit Topsegel und mehreren Vorsegeln gab es die extrem labilen Schwertboote wie Flundern und Swallows. Diese unterschiedlichen Boote wurden nach Segellängen vermessen und Regatten nach Vorgabe gesegelt. Die Neubauten nach der Segellängen-Formel führten zu leichten, stark übertakelten, aber schnellen Kielyachten. Auch der Motorbootsport fand in dieser ältesten Zeit Pflege durch unseren Club.

Einen Auftrieb in den Regattasport brachte die Einführung der ersten Klassenboote der 6-m-R-Klasse, die durch unseren damaligen Obmann, Prof. Dr. Paul Clairmont, besonders gefördert wurde und seit 1911 die Regatten des Wörthersees beherrschte. 6-m-R-Yachten des Zweigvereines Wörthersee besuchten Regatten in Pola und Venedig, an der Riviera, in Kiel und auf den bayrischen Seen. Hier sei besonders der Name unseres späteren Obmannes, Dipl.-Ing. Otto Wirth, genannt.

Die erste Jollenklasse waren die Nationalen Jollen, die geklinkerten Vorläufer der späteren 22-m2-Rennklasse, die ebenfalls in den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg auftauchten.

Der Erste Weltkrieg unterbrach diese schöne Entwicklung, und die jugoslawische Besatzung verhinderte auch in den ersten Nachkriegsjahren jede segelsportliche Betätigung. Erst als Kärnten durch die Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920 wieder frei geworden war, konnten 1921 die Wettfahrten wieder aufgenommen werden. Die Mitgliederzahl stieg wieder und konnte 1926 mit 94 Aktiven einen Höhepunkt erreichen.

Neue Klassen tauchten auf, die 15-m2-Rennklasse war einige Jahre gut vertreten, ab 1922 dann die 22-m2-Binnenjolle~, die in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen die stärksten Felder in den Regatten stellten. Als kleinere Kielklasse wurde die 35-m2-Rennklasse eingeführt, doch machten nach schönen Anfängen 1923/24 die zunehmenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten dem Ausbau dieser Klasse ein Ende.

Die 20-m2-Rennklasse brachte es zwar in den Jahren 1927 und 1928 zu schönen Feldern, und auch Boote aus Bayern und Berlin starteten um die Wörthersee-Preise, aber auf die Dauer konnten sich diese schönen und schnellen Boote nicht bei uns behaupten. Auch die 10-m2-Rennklasse konnte trotz mehrjähriger Regatten um den Preis von Dellach nie allzu große Verbreitung finden. So blieb der Schwerpunkt der Rennsegelei bei der 22-m2-Rennklasse, in der auf Initiative des UYC Wörthersee - hier ist vor allem unser langjähriger Obmann Dr. Robert Johanny zu nennen - seit 1924 Länderwettkämpfe mit deutschen und ungarischen Seglern stattfanden. Daraus ging dann die Europa-Meisterschaft hervor, die 1934 am Wörthersee vor Dellach abgehalten wurde und bei sechs beteiligten Mannschaften einen Erfolg für die österreichische Mannschaft unter Dietz Angerer brachte. Der Nord-Süd-Preis, in dessen Austragung alljährlich Attersee und Wörthersee abwechselten, trug seit 1932 zu gegenseitigen Regattabesuchen bei und brachte besonders 1934 ein schönes 22er-Feld an den Wörthersee.

Die Wörtherseewochen wurden damals gemeinsam mit den beiden anderen am See beheimateten Segelvereinen, dem Veldner Seglerverein und dem Kärntner Yacht-Club, durchgeführt, so daß zu unseren Regatten vor Dellach auch solche vor Velden und Krumpendorf kamen. Eine besondere Attraktion des UYCWö bildet seit 1938 der von Prim. Dr. Hermann Elschnig eingeführte Dr.-Elschnig-Slalom, eine Vorgabe-Wettfahrt für alle Klassen mit eigenem verwickeltem Kurs um die Inseln und Buchten des mittleren Seebeckens.

In die letzten Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg fallen die Einführung der ersten Einheitsklassen. Die Olympia-Jolle wurde zwar 1935 bei uns eingeführt, konnte es aber nur kurze Jahre nach 1945 am Wörthersee zu größerer Bedeutung bringen. Entscheidend dagegen war 1937 die Einführung der Starklasse, die an den Wörthersee als dem ersten mitteleuropäischen Binnenrevier durch die Initiative dreier Kärntner Segler, darunter vom UYCWö Komm.-Rat Albin Sorger-Domenigg d. Ä. und OLGR Dr. Mittelberger, gebracht wurde. Die Starklasse entsprach dem Bedürfnis nach einem kleinen Kielboot und ist aus den Regattafeldern des Wörthersees nicht mehr wegzudenken.

1938 brachte mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich auch dem UYC die für viele als schmerzlichen Bruch mit der Tradition empfundene Aufgabe des alten Namens und Standers: wir wurden eine Zweigabteilung des Yacht-Clubs von Deutschland. Wenn auch unser damaliger „Führer", Oberst Ottokar Baron Prochazka, es verstand, unseren Verein mit Umsicht durch diese schwierige Zeit zu führen, so kam doch im Zweiten Weltkrieg bald der Segelsport zum Erliegen.

1945 brachte mit der britischen Besatzung auch die Beschlagnahme aller segelklaren Boote, und nur sehr langsam war es möglich, die Boote wieder freizubekommen und einen eigenen Sportbetrieb aufzuziehen. Seit 1947 beteiligten wir uns an den Regatten, meist mit den für die Regatten „ausgeborgten“ die uns die Engländer sogar für kurze Zeit leihweise überließen!

War für den Wiederaufbau des Clubs nach Kriegsende als Obmann Dipl.-Ing. Moritz Seidel zuständig, so übernahm 1949 Komm.-Rat Albin Sorger-Domenigg d. J. die Führung des Clubs. Es gab wieder Regatten vor Dellach und ab 1952 während einiger Jahre die gemeinsam mit dem Kärntner Yacht Club veranstaltete Wörthersee-Woche; die freundschaftliche Zusammenarbeit der beiden Clubs führte den Segelsport am Wörthersee zu einer vorher unerreichten Blüte.

Ab 1957 erfuhr der Club aufgrund der Initiative seines im Frühjahr 1985:verstorbenen Obmanns Herbert Rieckh eine stetige Weiterentwicklung, gekennzeichnet zeichnet durch den Bau des Clubhauses und die Ausgestaltung der Anlage in Dellach, wie u. a. Errichtung einer Krananlage.

Die Entwicklung der Bootsklassen ist verknüpft mit dem allgemeinen Aufchwung des Segelsportes nach dem Zweiten Weltkrieg. Nur die Starbootklasse hat sich in den Regattafeldern behaupten können. Daneben brachte es ~ den fünfziger Jahren die Piratklasse auf große Regattafelder, während die.alten Rennjollen durch die modernen Gleitjollen abgelöst wurden. Lange Zeit war der Flying Dutchman sehr beliebt, wurde dann aber von den kleineren Klasse; wie Korsar und 470er abgelöst, während sich die Laser als einfaches Einmannboot bewährte. Die Tornado-Klasse erfuhr durch die Erfolge Kärntner Segler großen Aufschwung. Als schnelles, kleines Kielboot ist die Dyas derzeit auf allen Kärntner Revieren zu finden.

Auch in unserem Club zeichnet sich die Entwicklung des Regattasegelns ab. Der Abstand zwischen Spitzenseglern und seglerischen Normalverbrauchern wird immer größer. Die Antwort darauf ist die Beliebtheit der Yardstick-Regatten, die Seglern aller Klassen beziehungsweise Typen die Möglichkeit z.-...: zwanglosen Teilnahme an Wettfahrten bieten, während die sportlich wertvollen Regatten einem kleineren Kreis vorbehalten bleiben; die Veranstaltung von Meisterschafts- und Schwerpunktregatten wurde nunmehr weitesgehend aus dem Rahmen des traditionellen August-Termines herausgenommen.

Die Kreuzerabteilung des Union Yacht Club Wörthersee wurde im Jahr 1962 durch die Initiative der Herren Herbert Rieckh (Clubobmann) und Prof. Dr. Wolfgang Fallosch gegründet und ist somit die erste und älteste Vereinigung von Fahrtenseglern in Österreich. Sie war von Anfang an bestrebt, die Interessen jener Segler, die das Meer als ihr Revier gewählt haben, zu vertreten und zu fördern.

In dieser Frühzeit des österreichischen Fahrtensegelns gab es viele Schwierigkeiten zu meistern. So gab es damals für die Adria keine deutschsprachigen Segelhandbücher, auch alle anderen nautischen Unterlagen waren noch dürftig. Daher wurde als erste Maßnahme eine Sammlung von Hafenplänen begonnen: jedes Mitglied der Kreuzerabteilung fertigte von den von ihm angelaufenen Hafen Skizzen an, die dann, entsprechend redigiert, allen anderen zur Verfügung gestellt wurden. Diese Sammlung wurde bis 1966 vervollständigt.

Auf die nautische Ausbildung der Mitglieder wurde von Anfang an großer Wert gelegt: Während der Wintermonate wurden durch zahlreiche Kurse Auffrischung und Ergänzung der Kenntnisse ermöglicht. 1968 wurde dann, erstmals in Osterreich, ein Kurs zur Erlangung des Segelführerscheines B abgehalten. Da der Österreichische Segel-Verband zu diesem Zeitpunkt noch keine eigenen Bestimmungen hatte, wurde nach den Vorschriften des Deutschen Hochseesportverbandes Hansa vorgegangen. Der ÖSV wurde durch diesen Kurs und die darauffolgende Prüfung erstmals mit Fragen der Ausbildung von Seeseglern konfrontiert. Die dabei entstandenen bürokratischen Komplikationen konnten durch das diplomatische Geschick des Clubobmannes Herbert Rieckh überwunden werden: Die Prüfung wurde unter der Patronanz des Triestiner Yachtclubs Adriaco durchgeführt und von allen elf Kandidaten erfolgreich bestanden. In den Jahren 1967 /68 und 1968/69 wurden von Herbert Rieckh Lehrgänge zur Erlangung des österreichischen Schiffsführerpatentes abgehalten, im Jahr 1973 von Ing. Hugo Herrmann eine Vorbereitung auf die Prüfung für das Allgemeine Seefunksprechzeugnis, die damals in Österreich noch nicht abgenommen wurde, die Kandidaten mussten dazu nach Hamburg fahren.

Weitere Kurse zur Erlangung von Segelführerscheinen für die Mitglieder der Kreuzerabteilung folgten in regelmäßigen Abständen, aber auch andere Veranstaltungsreihen bereicherten das Clubleben: ein Kochkurs für die Schiffsküche unter der Anleitung von Frau Traute Fallosch, eine Unterweisung im Bau von Flaschenschiffen, eine Arbeitsgemeinschaft für Fancywork.

Die Mitglieder der Kreuzerabteilung befahren mit ihren Yachten das gesamte Mittelmeer, aber auch in der Karibik und vor der nordamerikanischen Küste segeln Yachten unter dem Stander des UYC. Um größeren Anreiz für weite Seetörns zu geben, hat der Club 1966 der Kreuzerabteilung einen Langfahrtpreis ausgesetzt, der unter Berücksichtigung der Strecke und der seemännischen Leistung bis 1980 als Wanderpreis vergeben wurde. Im Jahr 1974 wurde von Prof. Wolfgang Fallosch ein Ehrenzeichen gestiftet, das an besonders verdiente Mitglieder verliehen wird.

Die Kreuzerabteilung hat heute 43 Mitglieder und 24 registrierte Yachten. Eine ihrer Besonderheiten ist, dass sich ihre Segler im Sommer auf See nur zufällig treffen, im Winter jedoch werden die einmal im Monat stattfindenden Clubabende regelmäßig besucht. Oberbootsmann der Kreuzerabteilung war von 1962 bis 1981 Prof. Dr. Wolfgang Fallosch, seit 1981 ist es Ing. Hugo Herrmann.

So hat sich der UYCWö bemüht, ein Jahrhundert lang den Segelsport in seinen verschiedenen Sparten zu fördern und wird dies hoffentlich traditionsgemäß auch in der weiteren Zukunft tun können.

(Quelle: W. Aichelburg: K.u.K Yachten Festschrift 100 Jahre UYC, 1986 S. 117ff)